Gebühren für die Girocard - Das Aus für kostenlose Bargeldversorgung?

    19.11.2021
  • Lesezeit ca. 3 Minuten
Kunde macht eine Online-Bezahlung am Notebook
© Ivan Kruk/www.shutterstock.com

Die Versorgung mit Bargeld nimmt bei deutschen Verbrauchern einen hohen Stellenwert ein. Bislang galt es als Standard, dass Bankkunden zumindest an den Geldautomaten ihrer eigenen Bank oder bei Banken desselben Geldautomatenverbundes kostenlos Bargeld von ihrem Konto abheben konnten. 


Für die Abhebung von Bargeld wird in der Regel die bei deutschen Verbrauchern beliebte Girocard genutzt, die häufig ohne Zusatzkosten Teil der Leistungen eines Girokontos war. Doch damit ist bei vielen Banken bereits Schluss: Immer öfter müssen Bankkunden für ihre Girocard Gebühren zahlen. Der Trend nimmt zu: Auch Geldhäuser, die für ein kostenloses Girokonto bekannt sind und damit viele Neukunden anwerben konnten, führen nun Gebühren ein. Doch ist das rechtlich überhaupt erlaubt? Und gibt es Möglichkeiten, die Gebühren zu umgehen?

Was ist Girocard?

Girocard ist ein rein deutsches Debitkarten- und Geldautomatensystem, das im Ausland nicht genutzt werden kann. Damit die Girocard auch im Ausland zur Abhebung von Bargeld oder als Zahlkarte verwendet werden kann, wird das System des internationalen Debitkartenanbieters Maestro genutzt. Maestro gehört zum US-Unternehmen Mastercard, das sich entschlossen hat, den Dienst im Jahr 2023 einzustellen. Neue Maestro-fähige Karten dürfen ab dem 01.07.2023 von den Kreditinstituten nicht mehr ausgegeben werden. Die Maestro-Funktion fällt dementsprechend auch für die Girocard weg.

Immer mehr Banken verlangen Gebühren

Inzwischen verlangen immer mehr Banken gesonderte Gebühren für die Ausgabe einer Girocard von ihren Kunden. Hierzu zählen insbesondere auch klassische Direktbanken, die mit kostenfreien Dienstleistungen rund um das Girokonto bisher hohe Zuwachsraten bei der Gewinnung von Neukunden erreichen konnten. So werden zum Beispiel bei der ING Deutschland ab März 2022 jährlich etwa 12 Euro für die Girocard fällig. Bei anderen Direktbanken gibt es ähnliche Preismodelle. So bezahlen beispielsweise Neukunden der DKB Bank monatlich 0,99 Euro, bei der Consors Bank soll die Girocard zukünftig einen Euro pro Monat kosten.

Welche Alternativen gibt es?

Das Girocard-System ist als rein deutsches System Finanzexperten zufolge für die Banken mit hohen Kosten verbunden, während es sich gleichzeitig auf die Verwendung in Deutschland beschränkt. Für die Nutzung im internationalen Zahlungsaustausch werden zusätzliche Dienstleister benötigt, wobei mit Maestro der bisherige Partner die Zusammenarbeit einstellt. Ein auf Deutschland beschränktes Debitkarten- und Geldautomatensystem zu unterhalten ist ineffizient und auf Grund der fortschreitenden Globalisierung aus der Zeit gefallen. Durch die Bepreisung der Girocard soll die Aufmerksamkeit der Bankkunden gezielt auf andere Angebote gerichtet werden, die nicht nur für das jeweilige Kreditinstitut kostengünstiger sind, sondern auch für den Kunden viele Vorteile bieten und deshalb eine sehr gute Alternative zur klassischen Girocard darstellen. Dabei bemerkt der Kunde im täglichen Gebrauch in der Regel überhaupt keinen Unterschied in der Handhabung. Dass im Hintergrund lediglich andere Zahlungsdienstleister wie zum Beispiel Visa oder Mastercard die Transaktionen abwickeln, wird den meisten Nutzern von Zahlungskarten wohl egal sein. So gibt beispielsweise die DKB Bank kostenlos Visa Debitkarten an ihre Neukunden aus. Auch bei der Consors Bank und der Comdirect gibt es die Visa Debitkarte zukünftig gebührenfrei.

Welche Vorteile haben alternative Debitkarten?

Mit der Visa Debitkarte kann an nahezu allen Geldautomaten innerhalb der Euro-Länder ab einem Betrag von 50 Euro kostenlos Bargeld abgehoben werden. Darüber hinaus kann die Karte aber auch für das Online-Shopping und für das Mobile Payment von Google Pay oder Apple Pay verwendet werden. Auch kontaktloses Zahlen im Geschäft an den entsprechenden Terminals ist möglich. Ein weiterer Vorteil ist die weltweite Akzeptanz der Karten. Ähnliche Modelle gibt es von Mastercard. Dabei sind die von Visa oder Mastercard ausgegebenen Debitkarten nicht zu verwechseln mit den Kreditkarten dieser Unternehmen, auch wenn sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Während aber bei einer Kreditkarte Zahlungen zunächst zu Lasten eines eingeräumten Kreditrahmens erfolgen und innerhalb einer vereinbarten Periode - zum Beispiel monatlich - als Sammelbetrag teils mit hohen Zinsen abgerechnet werden, erfolgt bei der Zahlung mit der Debitkarte die Belastung des Girokontos innerhalb kürzester Zeit in Höhe der getätigten Einzeltransaktion. Insoweit besteht kein Unterschied zur Girocard.

Bestandkunden müssen zustimmen

Die Nutzung von Debitkarten ist zumeist in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Kreditinstitute geregelt. Will ein Kreditinstitut seine AGB ändern, bedarf es nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes des Einverständnisses der Kunden. Viele Banken haben deshalb bereits angekündigt, ihre Bestandskunden um Zustimmung zu bitten. Die Nutzung von Debitkarten ist zumeist in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Kreditinstitute geregelt. Will ein Kreditinstitut seine AGB ändern, bedarf es nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes des Einverständnisses der Kunden. Viele Banken haben deshalb bereits angekündigt, ihre Bestandskunden um Zustimmung zu bitten.

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