Das Coronavirus und seine Folgen für Rente und Finanzen

    03.04.2020
  • Lesezeit ca. 4 Minuten
Frau mit Mundschutz
© coyot/pixabay.com

Zum Frühjahr 2020 hat das neue Coronavirus SARS-CoV-2 mit der Infektionskrankheit COVID-19 Deutschland und den Rest der Welt mit voller Wucht getroffen. Schon jetzt ist klar, dass das Virus nach vielen Todesopfern auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden hinterlassen wird. Was bedeutet das für Renten und private Finanzen?


Als Reaktion auf das Coronavirus und um seine Ausbreitung zu verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem funktionstüchtig bleibt, hat die deutsche Politik umfangreiche Einschränkungen und Maßnahmen beschlossen, die die Zahl der Infektionen möglichst gering halten sollen. Damit ist nicht nur das soziale, sondern genauso das wirtschaftliche Leben stark eingeschränkt worden. Aktienindizes sind eingebrochen, Existenzen von Selbstständigen oder ganzen Unternehmen sind bedroht und in vielen Familien wird die Haushaltskasse knapp, weil durch Kurzarbeitergeld oder komplett weggebrochene Einnahmen viel Geld fehlt.

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Angst und Verunsicherung sind verständlicherweise groß, denn die finanziellen oder wirtschaftlichen Corona-Folgen werden noch lange nachwirken und viele Lebensentwürfe oder finanzielle Pläne bis hin zu Altersvorsorge und Rente gravierend beeinflussen.

Sparer oder Kapitalanleger

Private Sparer sind Kummer leider bereits gewohnt. Seit Jahren schon erhalten sie nur minimale Zinsen für ihr Kapital - unabhängig von der gewählten Sparform. Bestand bisher zumindest ein Funken Hoffnung auf mittelfristig moderat höhere Zinsen, begräbt das Coronavirus diese Hoffnung nun endgültig. Die stark expansive Geldpolitik, mit der Deutschland, Europa und die Europäische Zentralbank nun die fallende Konjunktur auffangen wollen, werden das Zinsniveau am Boden halten. Viele Banken dürften sogar ihre Strafzinsen auf Geldanlagen erweitern, die dann neben der allgemeinen Inflation den Kapitalverlust noch verstärken. Alternativen wie der Kauf von Aktien oder Fonds stehen weiter offen, aber selbst bei entsprechender Risikobereitschaft bleiben auch bei diesen Anlagen gerade viele Fragezeichen. Solange keine einigermaßen zuverlässigen Erkenntnisse über die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung vorliegen, lassen sich auch die Perspektiven für einzelne Märkte oder Unternehmen kaum seriös abschätzen.

Mit Sicherheit denken Sie jetzt an die Klassiker zur Geldanlage in Krisenzeiten: Gold und Immobilien. Tatsächlich hat der Goldpreis im Vergleich zum Jahresende 2019 im ersten Quartal 2020 zugelegt. Aber mitten in der Corona-Krise brach er kurzfristig genauso wieder auf Vorjahresniveau ein. Besonders Privatpersonen kaufen gerade viel Gold in physischer Form. Sie sind aber nicht diejenigen, die den Markt und die Preise bestimmen. Das sind eher Großinvestoren oder Institutionen und Staaten mit hohen Goldvorräten und die streben aktuell alle nach möglichst viel Liquidität durch Goldverkäufe, um handlungsfähig zu bleiben. Das setzt die Goldpreisentwicklung in der nächsten Zeit erheblichen Schwankungen aus.

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Bei Immobilien sind die Perspektiven ähnlich unklar. Da der Bereich eine allgemeine wirtschaftliche Entwicklung erst mit Verzögerung nachvollzieht, muss hier sogar noch etwas länger auf erste Trends und Corona-Folgen gewartet werden.

Zusammengefasst: Aktionismus mit schnellen Umschichtungen des Ersparten ist in dieser Krise keine Option, selbst wenn zum Beispiel am Aktienmarkt ein vermeintlicher günstiger Einstieg winkt. Sicher ist im Moment nur: Geldanlagen in Fest- oder Tagesgeldern werden in der Zukunft nicht attraktiver. Bei allen anderen Anlageoptionen sollten Sie die allgemeine und konkrete Entwicklung genau verfolgen, bevor Sie über Aus- oder Einstieg entscheiden.

Kurzarbeitergeld

In vielen Branchen und Unternehmen wurde mit der Verbreitung des Coronavirus sofort Kurzarbeit angeordnet. Mit gesetzlichen Änderungen haben Betroffene nun schon Anspruch auf Kurzarbeitergeld, wenn nur zehn Prozent der Belegschaft nicht mehr arbeiten können. Der Arbeitsausfall muss jetzt außerdem nicht mehr vom persönlichen Arbeitszeitkonto aufgefangen werden. Direkt angestellte Beschäftigte wie Zeitarbeiter können sofort Kurzarbeitergeld von der Bundesagentur für Arbeit erhalten, wenn ihr Arbeitgeber dieses beantragt beziehungsweise die Kurzarbeit dort anzeigt. Die Bundesagentur übernimmt für die Zeit der Kurzarbeit dann die Sozialversicherungsbeiträge und zahlt für bis zu zwölf Monate ein Kurzarbeitergeld von 60 Prozent des letzten Nettolohns für kinderlose Arbeitnehmer oder solchen mit Kind beziehungsweise Kindern auch Kurzarbeitergeld in Höhe von 67 Prozent dieses Nettolohns. Vorerst bis Oktober 2020 wurden Möglichkeiten für einen anrechnungsfreien Hinzuverdienst geschaffen, wenn die Tätigkeit in einem als systemrelevant eingestuften Bereich ausgeübt wird – zum Beispiel als Erntehelfer oder im Gesundheitswesen. Insgesamt darf die Summe des Hinzuverdienstes zusammen mit dem Kurzarbeitergeld aber nicht den letzten Nettolohn übersteigen, um die Anrechnungsfreiheit zu erhalten. Aber was macht Kurzarbeit durch Corona später mit Ihrer Rente?

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Renten

Bei Kurzarbeit und der Zahlung von Kurzarbeitergeld erwerben Sie wie bei einer normalen Teil- oder Vollbeschäftigung weitere Rentenansprüche. Die Zeit der Kurzarbeit zählt voll mit. Allerdings hat die Kurzarbeit einen Einfluss auf die spätere Rentenhöhe. Ein Jahr Kurzarbeit macht sich dann durchschnittlich mit einem Minus von monatlich knapp unter zehn Euro bemerkbar. Hinzu kommt dann noch die zu erwartende Stagnation des allgemeinen Rentenniveaus.

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Die Rentenhöhe wird in Deutschland regelmäßig an die allgemeine Lohnentwicklung angepasst. Lohnsteigerungen sorgen anschließend für höhere Renten. In Folge der Corona-Krise dürften diese Lohnsteigerungen jedoch einige Zeit ausbleiben – mit entsprechenden Auswirkungen auf das Rentenniveau. Hier gibt es aber auch eine gute Nachricht: Für den nicht ganz unwahrscheinlichen Fall, dass das Lohnniveau sogar sinkt, muss keine Minderung der Renten befürchtet werden. Dies ist per Gesetz ausgeschlossen.

Ein Fazit: Die Corona-Pandemie als neue Finanzkrise?

In diesen Tagen und Wochen ist natürlich jeder zunächst einmal froh, wenn er oder sie, die Familie und Freunde gesund bleiben oder eine Corona-Infektion so gut wie möglich überstehen. Trotzdem kommen daneben schnell Sorgen über die finanzielle Zukunft auf. Oft wird sich dazu an die Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 erinnert, die den Staat, die Wirtschaft und viele Menschen damals ebenfalls hart getroffen hat. Die aktuelle Corona-Krise besitzt noch einmal eine ganz andere, größere Dimension, weil sie unmittelbar in die Realwirtschaft einwirkt. Dennoch muss die finanzielle und wirtschaftliche Entwicklung nicht absolut in Schwarz gesehen werden. Gelingt es, die Pandemie schnell zumindest zu kontrollieren, können sich Leben und Wirtschaften bald wieder normalisieren. Im Hintergrund hat der Staat in beispiellosem Tempo und Umfang bereits Erleichterungen und Hilfen für Einzelne oder Unternehmen aufgebaut. Weitere Maßnahmen dürften noch folgen. So erhöhen sich die Chancen deutlich, dass das Coronavirus zwar einen tiefen Einschnitt hinterlassen wird, aber mittel- und langfristig auch wieder eine Erholung von Wirtschaft, Finanzen und Geldanlagen möglich wird.

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